Die Vorfreude war groß, die Koffer gepackt und nach einem kurzen Schreckmoment am Flughafen (Stichwort „Einreisegenehmigung“), ging es dann endlich los in Richtung Las Vegas zur Identiverse. Vier Tage mit Identity-Experten aus der ganzen Welt warteten auf mich und Roland Baum von der umbrella.associates. Und was soll ich sagen: Die mehr als 70 Stunden zum Nachdenken über aktuell relevante Themen im Bereich Identity Security waren wie jedes Jahr „mindblowing“. Danke, Identiverse 2025! Und vor allem: Danke an Andi Hindle und das Content Committee der Konferenz, die unglaubliches leisten.

Es war uns bereits im Vorfeld klar: Die Identiverse wird auch dieses Jahr wieder viele spannende Impulse geben. Die mehr als 100 Identity-Themen drehten sich rund um Non-Human Identity (NHI), Wallets für digitale Führerscheine, die Möglichkeiten der Nutzung von AI in Verbindung mit Identity-Governance-Lösungen und die neueste Entwicklung rund um Customer Identity & Access Management. Natürlich waren auch Themen wie Passwordless (Passkeys) und sichere Authentifizierung mit dabei. Unsere Top 5:

Von Paneldiskussionen über Agentic AI bis hin zur Keynote von Diana Kelley (Protect AI) zur Rolle von Künstlicher Intelligenz im Identity-Kontext – zentralen Diskussionsstoff lieferte die zunehmende Rolle intelligenter Systeme in der Zugriffssteuerung. Patrick Parker (ProofID), Gerry Gebel (Strata Identity) und weitere Referenten zeigten, wie moderne Autorisierungsprotokolle wie AuthZEN oder das Konzept der „Mesh of AI Agents“ die IAM-Welt verändern. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Technik, Vertrauen und Governance. Und dass der „unkontrollierte“ Einsatz von AI wie im Copilot Sicherheitsprobleme erzeugt, zeigen die neuesten Schwachstellen …

Ein weiterer Schwerpunkt war der regulatorische Rahmen: In mehreren Vorträgen – darunter mein eigener Beitrag „Making Sense of CRA, DORA and NIS2 in the Identity Space“ – wurde deutlich, dass gesetzliche Anforderungen wie NIS2 oder der Cyber Resilience Act konkrete Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Sicherheitsarchitekturen haben. Identity-Experten diskutierten, wie man diesen Pflichten strukturiert begegnet, ohne Innovation zu bremsen.

Bei umbrella.associates sammeln wir schon mehrere Jahre Erfahrung mit Fine Grained Authorization (FGA). Denn es geht längst nicht mehr nur um die einfache Ja-Nein-Entscheidung beim Login. Im Fokus steht eine differenzierte und skalierbare Zugriffssteuerung in dynamischen Systemlandschaften. Die AuthZEN-Arbeitsgruppe und die Diskussionen um Fine-Grained Access Control verdeutlichten es: Das „Wer darf was,  wann  und wie lange?“ steht im Mittelpunkt – so lässt sich nach der „sanften Revolution“ der Authentisierung durch Passkeys und Co. auch die Autorisierung modern und zukunftssicher lösen.

Dass Identity Management kein trockenes Thema sein muss, bewiesen Formate wie das  „Yes or BS“-Panel von Jesse Minor ebenso wie Gamification-Ansätze und stylische Präsentationen – etwa von John Pritchard (Radiant Logic) über Gaming, Bots und Identitäten. Besonders spannend war die Keynote von Alexander Weinert (heute CPO bei Semperis, ehemals VP Director of Identity Security bei Microsoft), der mit einer ganz persönlichen Keynote nicht nur 15 Jahre Microsoft Security in 30 Minuten Vortrag reflektierte, sondern auch den handelnden Menschen und deren Gesundheit Raum gab. Eine bunte Mischung von Sprechern hat wieder einmal gezeigt, wie sich Inhalte unterhaltsam, aber inhaltlich fundiert präsentieren lassen.

Bürger, die auf digitale Dienste im E-Government zugreifen oder staatlich gesicherte digitale Identitäten länderübergreifend nutzen wollen zeigen es längst: Auch in der öffentlichen Verwaltung sind Wallets und digitale Ausweise nicht mehr wegzudenken. Egal ob europäische eIDAS Verordnung oder neue digitale Führerscheine in einige US-Bundesstaaten – IAM-Lösungen spielen weit über Unternehmensgrenzen hinaus eine strategische Rolle. Staatliche Akteure setzen zudem auf standardisierte, interoperable Systeme. Die Unterstützung der Branche für die zukunftsweisende Umsetzung ist dabei dringend notwendig, wie auch die heißen Diskussionen der europäischen Akteure über Sinn oder Unsinn staatlich finanzierter Wallets in Deutschland zeigen. Danke hier nochmal an Katrina Yasuda, die das Thema bei der deutschen SPRIN-D Agentur für Sprunginnovationen vorantreibt.

Neben den Vorträgen, Workshops und dem informellen Austausch mit der Community haben wir es uns nicht nehmen lassen, selbst an einem Vorabendevent eine kleine Rolle mitzuspielen. Vor einigen Jahren haben wir das von Espen Bago initiierte „IdentiBeer“ Community Meeting in der Brewdog Craftbeer Kneipe als Treffen der IDpro Community etabliert. In diesem Jahr – durch Espen Bago selbst und viele andere „IdentiBeer Meetup Hosts“ gepusht – mehr als 80 Teilnehmer die Tische gefüllt.

Mit im Gepäck hatten wir unsere aktuelle IdentiBeer- und AuthoriBeer-Editionen, die wie immer ihre Abnehmer gefunden haben. Sobald Roland und ich auf eine der Branchengrößen gestoßen sind, wurde das eigens signierte Bier verteilt, ein Foto geschossen und angeregt über Bier und Identity-Topics diskutiert. Denn für uns sind die persönlichen Austausche ebenso wertvoll wie das Zuhören bei Vorträgen.

Von diesem positiven Fazit zehren wir bis zur nächsten Identiverse. Die gute Nachricht: Der Termin steht schon fest, das Motto ist glattgezogen. Vom 15. bis 18. Juni 2026 wird sich rund um das Thema „Agile innovation. Identity in the changing digital landscape“ ausgetauscht. See you back in Vegas, baby!