Unbestritten ist: Bekannte und lange Zeit bewährte Sicherheitsmodelle verlieren an Effizienz, wenn sich IT-Infrastruktur und Arbeitsweisen verändern. Und die letzten Jahre standen maßgeblich für einen disruptiven Wandel. Homeoffice und Remote-Teams haben sich zum neuen Standard in vielen mittelständischen Unternehmen entwickelt. Multi-Cloud-Infrastruktur, Software-as-a-Service- und DevOps-Tools sind nicht mehr aus dem Tagesgeschäft wegzudenken. Doch hinsichtlich Security-Lösungen fällt vielen Organisationen der Schritt nach vorne schwer. Bei beliebten Einfallstoren für Cyberkriminelle wie den privilegierten Konten ist jedoch dringend Handlungsbedarf erforderlich.
Alte Zöpfe abschneiden
Sicherheitsstrategien und eingesetzte Software an die neuen Gegebenheiten anzupassen, ist in jedem Bereich essenziell. Für privilegierte Konten drängt es jedoch verstärkt: Denn sie sind attraktives Ziel für Angreifer, da sie in einem Schlag viel Macht übergeben. Zugriffe auf kritische Systeme, sensible Daten und administrative Funktionen führen in den falschen Händen schlimmstenfalls zu Datendiebstahl, Systemmanipulation oder einer vollständigen Betriebsunterbrechung.
Die Zunahme von Remote-Arbeit, Cloud-Umgebungen und vernetzten Lieferketten hat die Angriffsfläche für Unternehmen massiv vergrößert. Dabei gilt: Je mehr privilegierte Zugänge bestehen, desto schneller wird beim Einsatz klassischer Lösungen der Überblick verloren gehen. Ohne moderne Steuerung steigt das Risiko von Missbrauch, Fehlkonfigurationen und unbemerkten Zugriffen. Unternehmen aller Größenordnungen stehen daher unter Zugzwang. Sie müssen privilegierte Zugänge nicht nur verwalten, sondern dynamisch absichern – präventiv, nachvollziehbar und Compliance-konform.
Gefahrenlage „old-fashioned PAM“
Privilegierte Zugänge schützt Ihr Unternehmen schon längst? Lassen Sie uns darauf näher eingehen. Denn PAM ist nicht gleich PAM. Auch hier gibt es Weiterentwicklungen, die nötig sind, um maximal geschützte Zugänge gewährleisten zu können. Denn in vielen Bereichen stehen frühere Lösungen dem Next Gen PAM hinterher.
Passwort-Tresore: Die Speicherung von Admin-Passwörtern erfolgt in zentralen Vaults, also den zentralen Tresoren.
Nachteil: Damit ist lediglich die Verwaltung von Credentials gelöst. Das Problem überdimensionierter und unnötig vergebener Rechte bleibt bestehen und der Zugriff auf die Credentials im Vault ist meist unnötig kompliziert sowie ineffizient.
Resultat: Die Admins sind genervt!
Session Recording: Für Audits lassen sich Admin-Sitzungen aufzeichnen.
Nachteil: Diese Funktion gleicht einem Blick in den Rückspiegel. Denn sollten Kriminelle Zugänge missbraucht haben, wird dies erst spät erkennbar. Eine Nebenwirkung für den Speicherplatz: Die Unmengen an aufgenommenen Sessions erzeugen erheblichen Platzbedarf im Online-Speicher und viele Lösungen erfordern Skalierung über mehr Knoten.
Resultat: Es entstehen hohe Kosten für Infrastruktur und Speicher.
Dauerhafte Admin-Rechte: Egal ob dafür eine Notwendigkeit besteht oder nicht – Nutzer behalten ihre Super-Admin-Konten.
Nachteil: Diese sogenannten Standing Privileges bieten eine große Angriffsfläche, da sie kaum überprüft werden.
Resultat: Sowohl persönliche Konten als auch generische technische Konten sind dauerhaft aktiv und bieten nicht mitigierte Angriffsflächen.
Fehlende Automation: Die Überprüfung von Rechten wird häufig manuell und zudem in großem Turnus durchgeführt.
Nachteil: Rechte werden nicht automatisch angepasst oder entzogen und allenfalls sporadisch manuell aktualisiert, somit bleiben unnötige Privilegien bestehen.
Resultat: Die Organisation nähert sich dem Ziel „Zero Standing Privilege“ nicht an, sondern entfernt sich weiter davon.
Begrenzte Integrationsfähigkeit: Klassische PAM-Lösungen sind primär für klassische On-Premises-Umgebungen entwickelt und speichern bzw. rotieren statische Credentials. Anbindungsmöglichkeiten an Container, Micro-Services oder sonstige vergängliche Ziel- oder Quellsysteme fehlen oft.
Nachteil: Die Verwaltung der zu rotierenden Credentials ist aufwendig und „vergängliche Token“ werden nicht unterstützt.
Resultat: Unternehmen fehlt es bei der Nutzung von kurzlebigen, vergänglichen Token an Zukunftsfähigkeit bzw. Flexibilität.
Der Grundgedanke zählt
Next-Gen-PAM-Lösungen legen für den optimalen Schutz einen ganz anderen Grundstein: die Zero Standing Privileges. In ihrer Welt gibt es keine Admin-Rechte, die dauerhaft vergeben sind. Privilegierte Zugriffe werden stattdessen nur noch Just-in-Time für konkrete Aufgaben verteilt. Diese gewonnene Dynamik senkt das Risiko erheblich, dass Cyberangreifer Zugangsdaten kompromittieren können. Die starren Zugänge, mit denen Mitarbeiter jederzeit und oftmals auf ganze Systeme zugreifen können – selbst, wenn sie nur einen kleinen Teil davon benötigt hätten – sind somit passé.
Moderne Lösungen sind Cloud-native, API-fähig und lassen sich nahtlos in Multi-Cloud-Umgebungen sowie DevOps-Workflows integrieren. Ein weiterer Unterschied: Secrets Management ist heute Teil von Next Gen PAM, sodass auch Maschinenidentitäten wie Bots oder Services abgesichert werden. Gleichzeitig sind diese Lösungen einfacher einzuführen und skalierbar – nicht nur für Konzerne, sondern auch für mittelständische Unternehmen.
Falling in Love with Next-Gen-PAM
Dass damit mehr Sicherheit einhergeht, steht außer Frage. Schließlich lassen sich die Angriffsflächen für Cyberattacken deutlich minimieren. Für Admin-Teams bringt der Umstieg Entlastung mit sich. Dank der automatisierten Vergabe und Verwaltung von Berechtigungen entfällt der manuelle Aufwand für Freigaben und die Effizienz steigt.
Hinsichtlich der Compliance fahren Unternehmen ebenso besser. Da privilegierte Zugriffe und deren Verwaltung an Transparenz gewonnen hat und alles automatisiert nachweisbar dokumentiert wird, können sich Vorgaben rund um NIS2, DORA oder ISO-Standards deutlich leichter erfüllen.
Ein weiterer Vorteil von Next Gen PAM: Skalierbarkeit. Ob Großkonzern oder mittelständischer Betrieb, die Lösung passt sich an die Notwendigkeiten an und wächst mit diesen. Somit ist Zukunftssicherheit ebenso gegeben.
Checkliste: Was Next-Gen-PAM-Lösungen können müssen
- Zero Standing Privileges: Just-in-Time-Zugriffe sind neuer Standard. Dauerhafte Admin-Rechte gehören der Vergangenheit an.
- Kontextbasierte Autorisierung: Rechte werden abhängig von Rolle, Zeit, Ort und konkreter Aufgabe vergeben.
- Cloud- und API-Fähigkeit: Egal ob Multi-Cloud, SaaS oder DevOps-Umgebungen – die nahtlose Integration ist sichergestellt.
- Secrets Management: Anmeldedaten, Tokens und Schlüsseln – auch für Maschinenidentitäten – werden sicher verwaltet.
- Automatisierung: Manuelle Eingriffe entfallen. Stattdessen laufen Vergabe und Entzug privilegierter Zugriffe automatisch ab.
- Skalierbarkeit: Unternehmenswachstum ist keine Herausforderung, die Lösung lässt sich skalieren.
- Transparenz & Reporting: Jeder Zugriff ist nachvollziehbar dokumentiert, darunter fallen auch Nachweise für Audits und Compliance (zum Beispiel NIS2, DORA, ISO).
- Benutzerfreundlichkeit: Die Implementierung ebenso wie die Nutzung sind einfach.
Zweifel, ade!
Budgetrestriktionen, Festhalten an Bewährtem, Befürchtungen vor langen IT-Projekten: Unternehmen gehen die Argumente gegen einen Umstieg auf moderne Security-Lösungen nicht aus – womit sie jedoch größere Sicherheitslücken riskieren. Dabei lassen sich die Zweifel oft schnell entkräften.
Gerade Next Gen PAM zeigt, dass mehr Sicherheit nicht gleich mehr Aufwand bedeutet. Mit automatisierten Prozessen, schneller Implementierung und klaren Compliance-Nachweisen wird der Schutz privilegierter Zugänge einfacher und effizienter. Wer den Schritt jetzt wagt, reduziert Risiken und schafft die Grundlage für eine zukunftssichere IT-Sicherheitsstrategie.
